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Die Behörden versuchen immer wieder,die Auswanderungslustigen von ihre
Vorhaben abzubringen(18),doch~Alle Warnungen blieben fruchtlos,und in
allen Kreisen fahren auswanderungslustige Grundbesitzer fort,noch ehe
sie Receptions-und' Auswanderungs-Urkunde erhalten haben,Haus und Grund
güter zu verkaufen und die Auswanderungsprotokolle mit großem Verlust
am Versteigerungspreise durch Verkauf an Notarien in bares Geld umzusetzen,
um die Mittel zur Abreise zu erhalten, welche aber,da sie Tag
Nacht in den Branntweinschenken hausen,aufgezehrt haben"(19),heißt es
in einem Bericht der Bezirksregierung anfangs des Jahres 1828.
Sogar in dem Großherzogtum Luxemburg "ist die Sucht der Auswanderung
.nach Brasilien rege geworden und macht in der Gegend der Sauer und Mosel
merkliche Fortschritte.Auch die dortige Verwaltung stellt dem Übel
nur Mittel der überredung entgegen,die jedoch auf die irre geleiteten
Auswanderungslustigen keinen Eindruck machen"(2o)0
Außer den von Bärsch Gemeldeten(21) hatten sich am 3 01.1828 zur Auswanderung
nach Brasilien entschlossen
"aus der Bürgermeisterei Neumagen,Krs.Bernkastel,3o Familien und sehr
viele aus den Bürgermeistereien Lieser und Wir~schweiler,nämlichen Kre
ses; aus den Kreisen Bitburg,Wittlich und Trier eine große Menge Leute
we l che' nach Brasilien auszuwandern beabsichtigen,wovon jeg.och nur Wenigen
die nötigen Geldmittel zur -Verfügung stehen"(22).
Soweit die -Angaben über den Umfang des Geschehens in den Jahren 1826/
Die Hartnackigkeit,mit der die Auswanderungslustigen ihr Ziel verfolg€
n,wirft die Frage nach den Gründen ihres Verhaltens auf. Sie selbst
sind keineswegs davon überzeugt,lIirre geleitet" zu sein,und sie haben
handfeste Gründe,die sie veranlassen,in das ferne Land zu ziehen.
Wie bei jeder Auswanderung,so liegen auch hier die Gründe sowohl in
der Heimat als auch im Zielland:
"In der Tat ist auch nicht zu verkennen,dass wirklich der Geldmangel
auf dem Lande sehr groß ist;dass die Klagen über drückende- Angaben,
insbesondre über den Druck der Klassensteuer nicht ganz ungegründet
erscheinen;dass die Kommunal-Lasten zur Deckung des unvermeidlich Nötigen,
so wehr wir auch dieselben mögllichst zu beschränken suchen,noch
immer sehr bedeutend sind,und dass es namentlich der mittleren und geringeren
Klasse der Landbewohner an Arbeitsverdienst und Erwerbsmitteln
zur Sicherung der Subsistenz fehlt,wodurch Unzufriedenheit mit
ihrer gegenwärtigen Lage und die Neigung,in fremden Ländern ein besseres
Los zu suchen,wohl mit hervorgebracht weTden mag".In diesen
wirtschaftlichen Verhältnissen sieht der Regierungspräsident - die Ursache
der Brasilienauswanderung 1828 0
Und in der gleichen Zeit heißt es weiter:"Vermögende wie Mittellose
erklären nach Angabe der Landräte,es sei wegen zu hoher Besteuerung
jeder Art im diesseitigen Staat nicht mehr auszuhalten,und es könne
ihnen in Br.asilien nicht schlectiergehen als hier" (23).
Was .die Steuerlast angeht,so schreibt Haw für den Stadtkreis Trier:
Es "treffen das bisher und vorzüglich seit den letzten Jahren verfolgte
Steuer-System die wesentlichsten Vorwürfe ,dass es,den Blick von der
Zukunft abwendend,von der Gegenwart das Äußerste fordert;dass es in
einem geldarmen Lande der Landwirtschaft,der Industrie und den Gewerbe
die zu ihrer Unterstützung nötigen Kapitalien durch Anhäufen von Schä
zen entzieht(24),dass es den größten Teil der steuern auf den Mittelstand
und die unteren Klassen wälzt.In diesem letzten Tadel ist die
'18) s.Ailltsblatt der Regierung Trier 1825,Nr.47;1826 Nr.32;1827 Nr.21
und Nr.39.
19) Schreiben der Bezirksregierung vom 3.1.1828 an den Oberpräsidenten
20) Die Bez~rksregierung am 24.4.1828 an O.B.Haw.
21) s. vorige Seite oben.
a2) wie 19)
23) ebda
24) wie etwa auch der "Juliusturm" der jüngsten Gegenwart. |
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Rüge eines Aristrokatismus begriffen,der bei denjenigen,die darunter
leiden einen oft auffahrenden Unwillen hervorruft.-Nebst den vielen
Staats:und Gemeinde-Abgaben werden die Steuerpflichtigen unaufhörlich
mit Collekten unter allen denkabaren Vorwänden von amtswegen unaufhörlich
heimgesucht.-Dass ich ~ie Gr~d-~d Gewerbesteue: zuletzt e:wähne
verrät nicht,dass ich sie n1cht fur druckend halte,ne1n,es gesch1eht
nur deshalb weil ich von dem Gesichtspunkt ausgehe,dass die Klassensteuer
und die Mahl-,und Schlachtsteuer die erste Abhilfe erscheichen"
A(2ls5 )d. iesseitige Gr"undde e r Br aS1' l1' enauswand erung wer d en a 1 so g~nann t :
zu hohe Besteuerung,Geldmangel und damit zusammenhängend fehlender Arbeitsverdienst.
Soziale Mißstände in der Heimat allein lösen jedoch noc
keine Auswand erungswelle aus.Es ko~t hinzu,dass die Auswanderungslustigen
die Hoffnung haben,durch übersiedlung diesen Mißständen zu entrinnen
und ihre Lebensführung in der neuen Heimat verbessern zu können
Worauf aber stützt sich die Hoffnung der Brasilienfahrer 1826/26,ihre
soziale Lage durch Auswanderung günstiger gestalten zu können?
Dem Kaiser Pedro I.(1822-1831 ) lag die Kolonisation seines soeben gegründeten
Staates sehr am Herzen.Mit der für die weitere Entwicklung
des Landes so wichtigen Aufgabe,geeignete Kolonisten für Brasilien zu
werben,beauftragee er den Major von Schaeffer.Dieser entfaltete bald
eine re ge und-wie wir gesehen haben-recht erfolgreiche Tätigkeit,die
erkennen läßt,dass er ein äußerst geschickter Werbe fachmann war.Er ist
es gewesen,der den Boden vorbereitete ,auf dem Auswanderungssucht und
Brasilienfieber prächtig gediehen. '
Was aber hatte der Major unseren Landsleuten zu bieten?
Aus einem von der Kanzlei der freien Hansestadt Bremen beglaubigten
Schreiben geht hervor,dass die brasilianische Regierung jedem Kolonisten
bei seiner Ankunft in Brasilien zusagt:
1.) Land. Gemäß der Familie 400-600 Morgen und darüber hinaus,teils
Wiesen,teils Ackerland und Waldungen als freies,ewiges Eigentum.
2.) Vieh. Ebenfalls gemäß der Familie;Pferde,Kühe,Ochsen,Schafe,Schwei
ne,Hühner ect.unentgeltlich und als Eigentum.
3.) Unterhalt. Das erste Jahr täglich einen Franken pro Kopf und das
zweite Jahr die Hälfte.
4.) Abgaben. Die ersten 10 Jahre sind abgabefrei von allen Einkünften
(26).,
Diese amtlich beglaubigten Zusagen einer kaiserlichen Regierung,von
dem Major in eine recht geschickte Propaganda ' verpackt,von der gleich
die Rede sein wird,wecken in vielen unserer Landsleute die Lust,den
armen Verhältniss,en zu entrinnen und nach Brasilien zu ziehen.Da aber
das Gebiet ,d'as Schaeffer 'in seinen Wirkungsbereich einbezieht zu groß
ist ,als dass er es allein hätte beabreiten können,umgibt er sich mit
einem geeigneten Stab von Mitarbeitern,von Untera~enten.Ihre in allen
Teilen unseres Landes entfaltete 'werbetätigkeit b eibt den Behörden
nicht verborgen. Und im Mai 1826 erhält die Bezirksregierung ein Schrei
ben des Innenministeriums,in dem es u.a. heißt:
"Die Trüglichkeit der Aussichten und Versprechungen,wodurch der Major
von Schaeffer und seine Unterhändler leichtgläubige Menschen zu der
verderblichen Entschließung,nach einem andern,ihnen ganz unbekannten
Weltteil auszuwandern,zu verführen suchen,ist durch die tr'aurigsten
Erfahrungen hinlänglich erwiesen.- Dringend aber wird empfohlen,etwaigen
Agenten des Schaeffer,welche in Ihrem ~erwaltungs-Bezirke Versuche
machen möchten,Auswanderer zu werben,mit Sorgfalt nachzuspüren,
und wenn dergleichen betroffen werden sollten,wider dieselben mit der
Stren e des Gesetzes zu verfahren" 27
Haw,Jahresbericht für o,vom o •• ,Stadtarchiv.
26 Staatsarchiv KOblenz,Abt.403,Nr.7180.
27) Schreiben vom 26.5.1826,s.a.Ailltsblatt der Regierung Trier 1826,
8.32. |
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Auch dem aufmerksamen Bärsch entgeht die unterirdische Tätigkeit der
Brasilienwerber nicht.Nach einem Hinweis,dass es sich bei den Auswanderern
um durchweg arme Leute handele,fährt er in dem bereits erwähnten
Bericht an die Bezirksregierung fort:
"Dazu kommen noch Anreizungen und Vorspiegelungen von gewinnsüchtigen
Agenten.Besonders scheint sich der Kesselflicker Andre zu Badem m~t
diesem Geschäfte abzugeben. Ich habe Herrn Landrat von Westphalen ~n
Bitburg bereits auf diesen Menschen aufmerks~m gemacht~Auch z~ Dudeldorf,
namentlich in einem Wirtshaus,dessen früherer Bes~tzer e~n Metzger
gewesen,sollen angeblich aus Brasilien geschriebene Briefe verbrei
tet worden sein.ln diesen Briefen soll denen,die nach Brasilien auswandern
wollen,folgende schöne Dinge versprochen worden sein",worauf
die bereits mitgeteilten 4 Punkte folgen.
Es heißt dann weiter: "Vergeblich habe ich mich bemübi!,einen solchen
Brief zu bekommen. Auch zu Trier scheinen brasilianische Werger oder
deren Helfershelfer ihr verderbliches Spiel zu treiben.Mehrere Einwohner
von Philippsweiler versicherten mir heute,dass in einer Schenke
in der Neugasse,welche sie nicht näher bezeichnen konnten,ein wohlgekleideter
Mann zu ihnen gekommen sei ,der angeblich ein Haus ha he der
St.Paulins-Kirche besitze.Dieser habe versichert,dass er selbst in
Brasilien gewesen sei und ihnen dieses Land sehr gepriesen habe"usw.
Als Brasilien-Werber,bezwo"Petitions-Fabrikanten" in Trier-Stadt wurden
festgestellt:Georg Bier,Bleyer,Braun,Büchler,Kauth,Krieger,Lorich
und Wichterich.Lonien erwähnt ferner noch(28): Mathias Peter aus Bade.m,
Theis aus Gemünden und einen gewissen schröder,der an der Mosel und
auf dem Hunsrück gearbeitet hat.
Alle diese Leute "machen sich ein Geschäft daraus,die Untertanen durch
allerlei Vorspiegelungen zum Auswandern zu verleiten.Die Königliche
Regierung hat in ihrer Bekanntmachung vom 31.12.1827 aufmerksam darauf
gemacht und die Kreis-und Kommunalbehörden angewiesen,solche gewissenloe
Werber und Betrüger den Behörde~ anzuzeigen,damit sie die verdiente
Strafe-Gefängnisstrafe von 1 Monat bis zu 2 Jahren-empfangen.Man kann
nicht streng genug gegen diese gewissenlosen Betrüger sein,Qie aus Eigennutz
die Betrogenen in das größte Elend stürzexn"(29).
Außer einer intensiven Werbung von Mund zu Mund durch die oben genannten
Agenten und außer einem Plakat-Anschlag stellt von Schaeffer auch
noch die Musik in seine Di~nste.So empfiehlt die Regierung mit Schreiben
vom 11.6.1827 dem überbrügermeister1 "namentlich auch den Urgelspielern,
welche ein eigenes Volkslied auf die Reise nach Brasilien absingen
sollen,in Sorgfalt nachzuspüren" und weist ihn an,"über die uns
von der Regierung Koblenz zugekommene Anzeige,daß jenes Volkslied aus
dem hiesigen Regierungsbezirk gekommen sein sollte,nähere Nachforsc~~~~~
en anzustellen"(30)Hier die erste Strophe vom "Brasilianerlied":
Wir treten jetzt die Reise zum Land Brasilien an;
Sey bei uns,Herr und weise,ja mache selbst die Bahn.
Sey bei uns auf dem Meere mit gnadenreicher Hand,
so kommen wir ganz sicher in das Brasilienland.(31)
Und die Wirkung des von Schaeffer dUrchgeführten Propagandafeldzuges?
"Alle Sonntage werden von diesen Auswanderungslustigen Versammlungen
gehalten,wo sie über ihre vorzunehmende Reiße beraten.Die ~ürgermeiste
berichten?m~n höre von nichts anderm mehr ,als von der Auswanderung ,
nach Bras~l~en sprechen.Durch diese Gespräche ,zum Teil auch durch Vors
ie elun en ewinnsüchti er Winkels ekulanten würden von den reidhen
Lonien,Lanq und Laute aus dem Trierer Land im ~usland,Pulinus-
Kalender 1931,S.75 ff. '
29) Stadtarchiv 15/319,gedruckt bei Hetzrodt Sohn,Nr.59.
30) ebda
31) De~ voll~tändige Wortlaut in Anlage 2. Es ga~ indessen mehrere
L$~~er d~eser Art,s. van Ham,Die Stellung des Staates und der
Reg~erungsbehörden im Rheinland zum Auswandererproblem im 18.
,und 19.Jahrhundert in D.Archiv f.Landes-und Volksforschung VI S.
307/08. ' |
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Niederlassungen in jenem entfernten Weltteile Schilderungen in Umlauf
gesetzt,die von dem leichtgläubigen Volke mit freudiger Zuversicht auf
genommen und von Mund zu Mund fortgepflanzt,besonders die geringere
Klasse .anreizte,alles aufzubieten,um das erträumte Glück in jenem Lande
zu erringen"(32).
Das Brasilienfieber geht um:"Arme wie Bemittelte",berichtet die Bazir
regierung","in fast allen Kreisen sind von dem gleichen Wahn der vorteilhaftesten
und nicht allein guten Auskommens,sondern auch Wohlleben
und Reichtum gewährenden Ansiedlung in jenem geträumten Eldorado unwiderstehlich
ergriffen. Keine Warnungen und Belehrungen der Verwaltungsund
geistlichen Behörden vermögen diese törichten MaRschen von ihrem
Wahn abzubringen;sie bestätigen vielmehr die früher von uns gemachten
Erfahrungen,dass Versuche,solche Auswanderungen zu erschweren und die
Getäuschten über die verderblichen Folgen ihres Vorhabens zu belehren,
sie nur noch starrsinniger bei AusfÜhrung desselben machen"o
Die behördlichen Maßnahmen gegen diesen "Wahn"-sich in d~. r Hauptsache
auf "Warnungen" im Amtsblatt der Regierung beschränkend-bleiben ohne
Erfolg.Da springt der bereits mehrfach erwähnte Prümer Landrat in die
Bresche,freilich ebenfalls vergeblich.Ende 1827 schreibt Bärsch der
Bezirksregierung uoao: -
"Nach meiner unmaßgeblichen Ansicht möchte es wohl eine sehr gute Wirkung
haben,wenn die Re gierung in einem kurzen Au§satz in Bezug auf die
bisher gesammelten Erfahrungen nochmals die gefährlichen Folgen der
Auswanderung herausstellen würde ••
Zugleich möchten die Bischöfliche Behörde und die Evangel~schen Superintenden
zu ersuchen sein,die Geistlichen anzuweisen,dem Volke von der
Kanzel sowohl wie auch privatim die schrecklichen Folgen der Auswanderung
vorzustellen. Gewiß wäre es auch zweckdienlich,die HypothekenBewahrer,
bei denen jetzt sehr häufig für den Zweck der Auswanderung
Auszüge nachgesucht werden,mit Instruktionen zu versehen und es denselben
zur Pflicht zu machen,die Auswanderungssüchtigen zu warnen.
Gerne würde ich eine Bekanntmachung an die Einsassen meines Kreises
drucken lassen und die Kosten nicht gescheut haben,wenn ich nicht befürchtet
hätte ,der Regierung vorzugreifen".
Im wei ter'en Verlauf seines Schreibens bittet Bärsch, "mir auch das Werk
des vormailiRgen Regierungs-Sekretärs Gall über seine Reise nach Ameri
ka aus der Regierungsbibliothek auf einige Zeit zur Durchsicht zu überlassen".
. .
Nach dem Studium dieser Schrift und weiterer Reisebeschreibungen verfasst
Bärsch "Einige Nachrichten über Brasilien, zur Belehrung der Auswanderungslustigen,
besonders in der Eifel".Dieser Aufsatz wird in 2000
Exemplaren gedruckt und von der Bezirksregierung auf dem Dienstweg verteilt.
Die abschreckende Tendenz dieses Aufsatzes tritt allzu deutlich
hervor,und sein Inhalt wirft ein eigenartiges Licht auf den sonst so
tüchtigen umd klar sehenden Verfasser ,wenn, er z.B. über die Verhältnisse
in Rio berichtet.Er schreibt u.a.:"Diese Stadt,die Residenz des
Kaisers von Brasilien,bietet ein Bild der höchsten Unsauberkeit.Sümpfe
verpesten die Luft.Geier holen den Unrat von den straßen,d:i.e von Hunden
und Ratten wimmeln.Die Einwohner können sich gegen Flöhe,Musquitos und
Skorpionen gar nicht retten.Ameisen und Termiten schwärmen hier wie
überall in Brasilien umher und richten große Verheerungen an. Von Zeken
und anderm Ungeziefer werden die Einwohner bei Tag und .Nacht innerhalb
und außerhalb der Häuser geplagt".usw.
Sarkastisch beginnt Bärsch mit den Worten: "Wir wollen nach dem neuen
Lande,wir wollen nach Brasilien ziehen",so heißt es jetzt in vielen
O~tschaft:n der Eifel,wo man vor kurzer Zeit nicht einmal wußte ,dass
eln Land ln der Welt ist ,welches Brasilien heißt.Da kommen denn Kesself~
icker ~d andre gelehrte Leute,die das ja kennen müssen und erzählen,
Wle herrllch es in dem neuen Lande sei.Der elehrte Kesselflicker zei t
Bericht der Bezir sregieru~g vom • |
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dann auch Certificate von dem Kaiserlich Brasilianischen Konsulate
in der freien Hansestadt Bremen vor ,in gar sauberem Ste~ndruck,obdendrein
mit einem schönen Wappen verziert ,um welches die bedeutungsvollen
worte stehen: I n hoc s i g n 0 v i n c e s~
Nachdem Bärsch sich auf die mehrmals erwähnten 4 Punkte des brasilianischen
Angeb9ts bezogen hat,färt er fort:ItDas sind ja ganz herrliche
ge,die da versprochen werden,und für solch ein Certificat läßt sich der
mensche'nfreundliche Mann aus Bremen,der solche zu Hunderten austeilt,
nicht mehr als 3 Gmlden zahlen.Das ist ja beinahe das Papier und das
schöne Wappen wert lt •
Mit solchen Aufklärungsschriften ist die Hartnäckigkeit,mit der die
Auswanderungslustigen ihr Ziel verfolgen,ebenso wengg beizukommen wie
mit den amtlichen Verwarnungen. Doch trat im Sommer 1828 ein Umstand
ein,der die Bewegung schnell zum Stillstand kommen ließ.Schon im März
1828 äußert der Oberpräsident die Ansicht,"dass die Abziehenden in Bremen
ihre Erwartungen getäuscht finden,und die Zurückgebliebenen von der
Nachfolge gewarnt werdenlt (33).
Und am 18.Mai teilt der Oberpräsident den Bezirksregierungen mit ,dass
die HannoverIsche Regierung den über Bremen nach Brasilien Auswandernden
die Durchreise verweigert,wenn diese nicht über genügende Reisemittel
verfügen-120 Florin für jeden Erwachsenen und 60 Florin für jedes
Kind zwischen 6 und 12 Jahren.Diese Anordnung wird bereits im fo.lgenden
Monat dahin erweitert,daß ltaußer jener Summe noch für jeden Erwachsenen
25-50 Taler,für jedes Kind 12-15 Taler als zur Reise nach Bremen erforderlich,
baar vorgezeigt werden müssen,bevor einem Auswanderer der Durch
zug durch die Preußischen Staaten bewilligt werden kann It 04).
Anschließend heißt es:ItViele der Auswanderer nach B:asilien,welche wegen
,Mangel an Geldmitteln in Bremen oder auf den Zwischenstationen zurückgewiesen
worden sind,kehren jetzt -- in die Heimat zur~ck,welche sie
allen i-arnungen entgegen, leichtsinnig verlassen habenlt (35).
Aus allen Kreisen des Bezirks kehren nun Auswanderungslustige in ihre
Heimat zurück.So wird der Landrat von Wittlich angewiesen, Itden Mathias
Merfeld mit- seiner Familie aus Laudesfeld,sowie denjenigen,die Consense
zur Auswand erung nach Brasilien erhalten haben und zu dem Ende aus dem
preußischen Staatsverband wirklich entlassen worden sind,wenn sie zurückkehren,
zwar wieder aufzunehmen und sie in' ihrem Gewerbe . nicht zu
stören.Sie sind aber einstweilen-und so lange,als ihnen die selbst
aufgegebenen Untertanenrechte nicht förmiliich verliehen werden- nur als
fremde Außenbürger zu behandeln und nicht als wirkliche Gemeindemitglieder
anzuerkannenlt.Den gleichen Inhalt hat ein Schreiben des Oberpräsidenten
an den Landrat von Simmern,lthinstlich der aus Holland von
allem entblößt zurückgekehrten Auswanderer des Kreises Simmernlt •
Mit Consens vom 27.3.1828 und im Besitz von Receptions-Urkunden waren
aus Landscheid ausgewandert: Johann Craemer mit Frau und 3 Kindern;
Gerhard Eller,mit Familie ,5 Köpfe;die Witwe Katharina Burg,mi.t Familie,
6 Personen;Maria Eller, mit Familie 11 Köpfe; Peter Schmitz,mit Familie
8 Personen.Hinter diesen Angaben findet sich ein amtlicher Vermerk des
Bürgermeisters vom 11.9.1828: ItSind zurücktt .Aus BinElfeId waren zurückgekehrt
3 Haushaltungen mit 20 Personen,und in Niederkail 2 Familien m
mit 9 Personen.
Über die Reiseziele ,der Auswanderer in seinem Kreis befragt. berichtet
der Dauner Landrat:ttIm Jahre 1828 haben sich auch aus 'dem Kreise Daun
eine Anzahl Familien zur Auswanderung nach Brasilien gerüstet gehabt,
sind indessen nach näher eingezogenen Erkundigungen von dem Projekte
ab e an en" 36 •
3 · Schreiben vom •• 1 .. 2 in Stadtarchiv 5
34( Amtsblatt der Regierung Trier 1828,S.207
35) ebda f?208,s.a. Trierische Zeitung 1826.Nr.54,63,77,8'o
36) Schre1ben vom 13.4.1846 in Staatsarchiv Koblenz,Abt.403,Nr.7184.
, |
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Die soziale und rechtliche Stellung der Rückkehrer,ihre vollkommene
Armut der Verlust der Staatsangehörigkeit verbunden mit dem verlust
der G~meinderechte,wirkt natürlich abschreckend auf alle,die sich mit
dem Gedanken befassen,nach Brasilien auswandern zu wollen. Die Rückkehrer
sind in ihrer Heimat praktisch Fremde geworden. Aus propagandistischen
Gründen veröffentlicht die Bezirksregierung laufend das Schicksal
solcher Rückkehrer,so auch aus Polen(37). Hier nur ein Beispiel
für viele:
Da waren(1826) lIauS ddem Landkreis Trie:, di~ Einwohner Michel ~ichels
und Nikolaus ~homas von Sitzerath,den E~nflusterungen der Verfuhrer
Gehör schenkend,an 1.Mai ds.Js. mit ihren Familien nach Hamburg abgereist,
um sich von dort nach Brasilien einzus~iffen.Am 24.v.Mts.sind
indessen diese unglücklichen Leute mit den Ihrigen im Zustand gänzlicher
Hülflosigkeit und von Allem entblößt,wieder in Sitzerath erschienen
und haben die Erklärung abgegeben:
"Alles,was Ihnen vor ihrer Abreise durch die Behörden vorgestellt worden,
sei leider zu ihrem großen Nachteil buchstäblich in Erfüllung gegangen.
Eine Tageremse hinter Göttingen seien ihnen 3 Familien,von Hamburg
kommend und in ihre Heimat,das Württembergische zurückkehrend,
begegnet,die versichert hätten,das niemand,wie sie geglaubt,unentgeltlieh
nach Brasilien übe~geschafft würde,dass jede erwachsene Person
420 Gulden und die von 6-12 Jahren 60 Gulden pro Kopf Überfahrtkosten
bezahlen müßten,und dass nur Kinder unter 6 Jahren frei wären. Dieser
Versicherung hätten sie zwar anfänglich keinen Glauben geschenkt.Als
sie ihnen aber von anderen Auswanderern bestätigt worden,sei ihnen
nichts übrig geblieben,als ebenfalls in ihre Heimat zurückzukehren.
Sie bereuten sehr,den wohlgemeint~n Warnungen kein Gehör gegeben zu
haben und bäten.,.als Untertanen wieder aufgenomme1;l. zu wanden"(38).
Auch in andern rheinischem Landesteilen kommt die Brasilienauswanderung
im Sommer 1828 zum Erliegen.
Im April 1828 richtet ein Auswanderungslustiger folgendes Gesuch an
seinen Landesherrn,das wir aus verschiedenen Gründen im Wortlaut bringen:
"Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht des SGuverainen Herrn Landgrafen
zu Hessen Homburg.
Durchlauchtigster Fürst und Welt beriemter Herr
Ich bin ein Armer Mann aus Becherbach,ich hatte Schulden auf meinem
Heusgen und mußte noch dazu Brod Schulden machen,dazu Bekam ich nmch
Edlige Frebel(39),das Geld mußte ich dazu lehen,weil ich nun meine
Schulden bezahlen mußte ,so war ich genedigt,mein Hausgen zu verkaufen
und mein bisgen Land,daß ich die Schulden Bezahlen konte,so habe ich
nichts mehr als die freie lufft.Betlen kan und darf ich nicht und aus
der Armen Kass kann ich und die Meinigen nicht erhalten werden,dan
stehlen .und betlen kan ich nicht.
So Er Suche ich sie mit allerunterthänigsten Bitte mir meine Entlassung
und Baas(40) zu geben ich Kan mich und die Meinigen hier nicht
ernehren,so habe ich mich entschlossen nach Prasilgen zu ziegen,wo
ich Wir glich meine Annahme schond habe und beiliegend ist ich .ersuche
sie mir mit der allerunterthänigsten bitte meine Entlassung und Reise
Baas zu geben,sonst were ich der allerunklügligste dan habe ich nicht
mer so yi~l daß ich ein nacht lager habe der mein ist.
Mit Tiefster Ehrfurcht verharrend Euer durchlauchst aller
unterthänigster Dienser .
Becherbach,den 16.apriel 1828. Ba~thasar Härter aus Becherb~ch"(41)
Bittsteller zieht seinen Antrag etwas später zurück und will sich
"durch den Handel mit steinernem Geschürr,Glaßwaaren im In-und Ausland
ernähren".
so:Amtsb att der Begierung Trier ,S._--_,
38 Amtsb~att der Regierung Trier,1826,Nr.32,oder
39) = etl~che Frevel,es sind höchst warscheinlich
frevels.
40) = Reisepaß
41) Staatsarchiv KOblenz,Abt.386,Nr.331.
, 0 ,0.
ebda,1825~S.328 usw.
Strafen wegen Holz |
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Außer solchen,die in letzter Minute auf die Durchführung ihres Vorhabens
verzichteten oder wieder in ihre Heimat zurückkehrten gibt es
andre die ,ohne den Kontinent je verlassen zu haben,sich in anderen
Lande~teilen n~erließen.So wird über die Entstehung der Weilers Neureuth,
Pfarrei Olzheim, berichtet: "Einige Famil.ien vom Hunsrücken,welche
n a ch Brasilien auszuwandern gedachten,hatten sich dort auf der Heide
angesiedelt,daner auch der Ort scherzweise "Neu-Brasilien"genannt wird
Der Ort Neuheilenbach,Pfarrei Burbach "wuchs 1828 durch Brasilianer,
die sich dort ansiedelten,von 4 auf 12 Feuerstätten". Einige Gehöfte
in der Pfarrei Olmscheid "sind Siedlungen der sog.Brasilianer,d.h.von
Leuten,die ihre Habe verkauft hatten,um nach Brasilien aaszuwandern,
dann aber sich anders besannen"(42).
Die Ansiedlung solcher Gruppen in der Eifel trug natürlich dazu bei,
die Auswanderungssucht einzudämmenDie trostlose Lage der Rückkehrer
tat ein Übriges,und so konnte Haw am 23.8.1828 berichten,dass die vor
Kurzem noch rege Sucht der Auswanderung nach Brasilien "anscheinend
jetzt ein Ende erreicht hat"(43). Und so war es in der Tat.ln den Un
lagen werden Brasilienauswanderer zunächst nicht mehr erwähnt.
Die Lage ' der Ausgewanderten in der neuen Heimat ist ,da sie in der Regel
brieflich die Verbindung mit ihren Angehörigen in der alten Heimat
aufrecht erhalten,von großem Einfluß auf das weitere Geschehen.Leben
die Ausgewanderten in guten Verhältnissen,werden sie bald Nachzug aus
der Heimat erhalten,wie wir noch ausführlich sehen werden. Gelingt es
ihnen aber nicht,ihre wirtschaftliche Situation wesentlich zu verbessern,
haben die zurückgebliebenen AngehDrigen,Bekannte und Ve·rwandte
kein Interesse ihnen zu folgen. Und so entsteht die Frage:
Was erwartete diese Auswanderer in Brasilien?
Der Oberpräsident der Rheinprovinz übersen~et der Bezrrksregierung
Trier am 5.5.1846 "einen aus zuverllässigen Quellen geschöpften Bericht
über Auswanderung Deutscher nach Brasilien" in dem es u.a. heißt:
"Solche Verheißungen(= die bekannten 4 Punkte) sind nicht ohne Wirkung
geblieben.Es entstanden nach und nach in den Jahren 1825-1828 insbe~vlldre
die vier nachstehend bezeichneten . Kolonien,welche meist aus sol~~~~
Deutschen bestehen,die aus den Gegenden des Rheins und der Mosel nach
Brasilien gegangen sind,in der Absicht,sich dort als Landbauer anzusiedeln.~
en haben sich die Überreste der im Jahre 1831 aufgelösten
deutschen Truppen angeschlossen.
1.) In der Provinz Rio de Janeiro die de1.· .. sch Kolonie Neu-Freiburg,
2 Tagereisen von Rio de Janeiro,welche neben der daselbst schon im
Jahre 1819 begründete~ schweizerischen dort angesiedelt hat.Sie besteht
aus etwa 600 Individuen,welche aus Baden,Hessen-Darmstadt,Rheinbayern
und der preußischen Rheinprovinz herstammen.lhr Zustand ist kein blühender.--
2.) Noch weniger erfreulich ist der Zustand der deutschen Kolonie zu
S. Pedro de Alcantara in der Provinz santa Catharina,unweit der Hauptstadt
dieser Provinz,aus ungefähr 80 Familien bestehend.Obwohl das dor
tige Klima sehr günstig ist ,so hatten die Kolonisten doch von Anfang
an mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie mußten das erste Jahr
größtenteils in S.Catharina zubringen und erhielten nur während dieser
Zeit die ihnen versprochene GeldhÜlfe,welche sie . zu ihrem. Lebensunter~
lt . zu verwenden .. genöti~t waren .. lm Anfang der Ansiedlung entbehrten
s~e Jeder Unterstutzung,de~en sie damals gerade dringend bedurft hätte
Überdies erhielten sie ,als ihnen im Jahre 1829 ihr Land angewiesen wur
'de,anstatt der ihnen contraktlich versprochenen Morgen nur ebenso viel
Ruten.Man. ~ert~öst~te sie damit ,dass sie durc,h .tusdehnung ihrer Nieder
lassungen 1n d~e T~efe,wo alles Urwald war,Ersatz für die fehelnde Brei
te des ihnen an ewiesenen Landstrichs erhalten würden.Aber nachdem sie
Peter Oster,Gesc ichte der Pfarreien er De ana e Prum-Waxweiler
S.31 7, 41 7,797. '
43) Stadtarchiv Trier,15/319. |
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anfangs von dem nahen wilden Indianerstamme der B~GRES sehr be .~~~
die Gegend von diesem gefährlichen Nachbarn befrelt,Wege durch dle
der gebahnt,ihre Ländereien 12 Jahre lang bebaut un4 d~durch.dem Lande
und der Umgegend der Kolonie Wert gegeben hatten,ward lhnen Jetzt der
Besitz des Landes,über welches sie sich bereits in der Tiefe ausgede
oder es zu tun sich vorbehalten hatten,von Brasilianern streitig gemacht,
die sich auf Urkunden von späterem Datum als die Ansiedlung stüt
ten.Beschwrden bei der Provinzial-Verwaltung Brasiliens führten zu kei
nem Ergebnis.Die Ansiedler mußten vor 2 Jahren sich zu dem Versuche
entschließen,ob sie durch einen Prozeß den sicheren Besitz des von ihnen
bebauten Landes sich verschaffen könnten.Auf diese Weise ist die
Existenz der Kolonie,welche bei der Vermehrung der Familien einer größeren
Ausdehnung bedarf,gefährdet,und noch immer von der Entscheidung
eines Prozesses abhängig,dessen Ausgang für sehr zweifelhaft gehalten
wird,wenngleich nach brasiliani~cher G~setzgebung sonst schon der b~~~~
Anbau eines bisher ungenutzten ~rundstuckes,soba+d er Jahr und Tag
fortgesetzt worden ist ,das volle Eigentum des Grundstückes verleiht.
3.) Günstiger sind die Erfolge der deutschen Kolonie von st.Leopoldo,
eine Tagereise von der Hauptstadt Porto Allegre entfernt,in der Provinz
Rio grande do sul,woselbst sich die meisten Deutschen aufhalten.
Die gedachte Kolonie umfasst ein Gebiet von 1'6 Quadratmeilen und hat
eine Bevölkerung von etwa 5 400 Seelen.Ihr Klima ist den Deutschen
nicht unbequem,und die Lage am CAHY Flusse erleichtert den Absatz ihre
Erzeugnisse nach der Hauptstadt.Einen nachteiligen Einfluß auf die Kolonie
hat indessen der Bürgerkrieg ausgeübt,welcher vom Jahre 1835 bis
1845 die Provinz Rio grande do sul beunruhUgte.lndem ein Teil der Kolo
nisten sich für die Regierung,der andre für deren Gegner sich erklärte
wurde die Kolonie bald von diesem,bald von jenen Truppen-Abteilungen,
je nach dem Wechselglück der Waffen,durchstreift und allen Lasten des
Krieges unterworfen.
Als Zweige dieser Kolonie können die Ansiedlungen dem Distrikte Torres
an der Grenze der Provinz Rio grande do sul beDrachtet werden.
4.) Eine kleine Kolonie besteht noch am Rio negro in der Provinz San
Paulo bei Paranagua,deren Existenz aber nur dem Namen nach bekannt ist
Zu erwähnen ist aber auch noch,dass zwischen S.Paulo und Curitiba ge
300 deutsche Handwerker und Tagelöhner auf Kosten einzelner dortiger
Provinzial-Regierungen nach Brasilien gekommen sind,die jedoch ein tra
riges Los gefunden haben.So kamen z.B. in den Jahren 1836 und 1837 tei
für die Eisengießerei bei Spanema in der Provinz San Paulo,teils für
den Straßenbau zwischen Santos und San Paulm 360 deutsche Arbeiter,
meist Rheinländer,nach Brasilien.Schlechte Behandlung und Nichterfül
derder . ihnen von den abgesendeten Agenten gemachten Versprechungen ver
anlassten die meisten die meisten dieser Leute ,der unerträgliCh gewordenen
Lage durch die Flucht sich zu entziehen. Unsittlichkeit und Ausschweifungen
rafften andre hinweg,und heute ist kaum noch eine Spur
von diesen Arbeitern zu finden. .
Noch schlechter ging es 500 Handwerkern,welche die Provinz Para in den
Jahren 1839 und 1840 kommen ließ,und die ,in der Nähe eines Sumpfes bei
der Stadt Belem einquartiert,bis auf wenige dem Fieber und anderen cli
matischen Krankheiten erlagen.Die Einwohner jener 4 erwähnten Niederla
sungen sind auf ihre eigenen Kosten aus der Heimat ausgewandert und ha
ben in Brasilien Land zum Anbau erhalten,wenn auch nicht immer in dem
Umfang,den sie erwarten durften"(44) -
Die erfassten Brasiiienfahrer des Kreises Daun sind ausnahmslos im
Jahre 1846 ausgewandert.Sie haben im Zuge ,der 2.Brasilien-Welle 1845-46
das Land verlassen. Es handelt sich um 6 Familien aus den Orten Boverath
Horscheid, Mehren und Steinborn mit insgesamt 40 Personen (45).
44) Saatsarchiv Koblenz, Abt.403, Nr.9371.
45) S. Teil II, Nr. 8, 9, 156, 227, 376/77. |
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Über den Umfang der Brasilien-Auswanderung im Regierungsbezirk Trier
geben die beiden folgenden Aufstellungen Auskunft: .
•
1. Zahl der mit Entlassungs-Urkunden im März 1846 Ausgewanderten.
Kreis: Zahl der D a v 0 n n a c h:
2 Personen: Nord-.AlIlerika: Brasilien:
Berkkastel 297 32 264
Bitburg 25 13 10
Daun 378 319 59
Merzig 83 79
ottweiler 292 291
Prüm. 117 7'+ '+3
Saarbrücken 107 105
Saarburg 15 15
Saarlouis 110 59
Trier-Land 252 184- 68
Trier-Stadt 3 2
St.Wendel 196 159 36
Wittlich 1'19 116 3
Total: 1 994 1 450 483
2. Zusammenstellung der 18'+6 Ausgewanderten nach den Zielländern.
Monat: Zahl der
Personen:
Januar
Februas
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Sezember
Summe:
6
665(+)
1 994-
1 298
'+99
295
159
138
167
167
90
6'+
5 805
R eis
Nord-Am. :
795
1 450
625
290
·111
59
59
129
89
38
52
3 697
e z i
Süd-Am. :
39
483
654-
194-
160
95
67
23
15
18
1 748
e 1:
Afrika:
1
-(1
1 1
euro äische
100
61
19
15
24
5
12
1'+
Türkei)62
3'+
12
358
(+) In den Akten sind die Ziele für die beiden Monate zusammen angegeben.
Die Aufstellung 2) ist für die Auswandexungsforschung des Trierer
Raumes von Bedeutung ,denn' sie zeigt den Höhepunkt der Auswanderung
aus dem Regierungsbezirk und zwar sowohl was Nord-Amerika als auch
Brasilien angeht.ln keinem Jahr des Säkulums erreicht die Auswandererzahl
noch einmal eine solche Höhe wie gerade 184-6,in einer politisch
bewegten Zeit,die aber ihrerseits den Zenit erst 1848 erreicht.
Wie bei der ersten,so lag auch die Ursache der' zweiten Brasilien-Welle
in dem Bedürfnis des Landes nach Kolonisten,nach deutschen Kolonisten;
deren Fleiß in Nord-Amerika und Algerien(46) ebenso gerÜhmt wurde,wie
in Brasilien.Daß die brasilianische Werbung gerade im Rheinland so intensiv
betrieben wurde ,hängt auch damit zusammen,dass dieses Land keine
Religionsfreiheit gewährte und die Rheinländer,im besonderen aber
die Bauern des Trierer Landes katholisch waren.
46) In seiner Denkschrift vom 16.2.1842,in der Enfantin zum ersten
M~l die Idee der Kolonisation Algeriens entwickelt,schreibt er u.a.:
"Die kräftigsten und ausdauerzmten Kolonisten sind außer den Elsässern
den Lothringern und den Hochburgundern(comtois) die SchweizeD und die
Deutschen.-. Die Regierung sollte Agenten in die rheinischen Länder se
den. Sie müßten dort die Ortscftaften studieren,die die meisten Auswanderer
stellen usw.s. Les Saint-Simoniens en Algerie,par Marcel Emerit,
Paris, 194-1. . |
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Um nun die Menschenwerbung erfolgreicher zu gestalten,gingen die brasilianischen
Provinzial-Regierungen dazu über,den Unternehmern für jeden
gewDrbenen Kolonisten eine Prämie zu zahlen.
Um solche Einführungsprämien zu gewinnen, versuchte schon im Jahre' 1840
ein französischer Arzt nach kommunistischen Ideen am Sahy,in der Provinz
Santa Catharina,eine Kolonie zu gründen,wo ein jeder nur für die
Gemeinschaft arbeiten sollte.Auf solchen Grundlagen jedoch konnte die
Siedlung nicht gedeihen.
Einige Jahre später,am 17.Juni 1844 schloß die Provinz Rio de Janeiro
mit dem Handelshaus ,Delrue einen Vertrag ,für die Lieferung von 600
Kolonisten-Familien,ein Kontrakt,der für viele Familien aus dem Trierer
Raum Not und grenzensloses Elend bedeuten sollte.
Die Folgen des Verträges lassen es gerechtfertigt 'erscheinen,näher auf
seine Bestimmungen einzugehen.
Die brasilianische Regierung erbot sich,den Auswanderern die Reisekos~
ten vorzustrecken, aber unter der Bedingung,dass diese Geld später mittelst
Arbeit zurückerstattet werde.Diese Bedingung hat Delrue jedoch
den Auswanderern vorenthalten. Das ist erste Schuld,die den Seelenverkäufer
trifft.
Im Vertrag war weiter vorgesehen:
"Die Rückzahlung geschieht nur sehr langsam durch Rückbehaltung eines
Viertels des Tagekohnes.Diese Tagelöhne der eingewanderten Arbeiter
sind denen der einheimischen Arbeiter gleich und können 1000 Reis oder
2 Taler und 2 Groschen nicht übersteigen und erreichen für die Erdarbeiter(
terrassiers) die Hälfte.- Bei ihrer Ankunft finden die Einwanderer
für sie vorbereitete Wohnungen vor,und sie werden bis zum Tage
ihres Einsatzes ernährt werden,und falls sie es wünschen,auch noch 2
Monate bis nach ihrem Einsatz.Es ist selbstverständlich,dass die Nahru
ng und die andern ihnen gewährten Hilfen in Rechnung gesetzt werden
zurückgezahlt werden müssen, wie wir oben erwähnt haben". '
Eine weitere Hauptbedingung des Vertrages ist die,dass Delrue als
Fracht für jeden nach Brasilien geschafften Auswanderer eine bestimmte
Summe erhälttnämlich für jeden Erwachsenen zwischen 18 und 40 Jahren
245 f:.sanss,fur jede gesetzmäßige Frau eines Auswanderers die gle,iche
Summe und füi jedes Kind zwischen 5 und 15 Jahren 122 francs,5o Centimes.
Nun,Delrue macht auf alle Bälle ein gutes Geschäft.Er hat nicht die
Interessen des brasilianischen Staates im Auge,auch nicht die der ihm
vertrauenden Auswanderer,sondern nur seine eigenen.Zunächst bemÜht er
sich,wie schon sein Vorgänger Major von Schaeffer,um ein Netz zuverlässiger
Agenten,die besonders auch im Trierer Raum eine lebhafte und
wie wir bereits gesehen haben" auch recht erfolgreiche Tätigkeit en.tfalten.
So berichtet der Landrat von Bernkastel am 26.9.1845:
"Daß namentlich das Handelshaus Delrue et Co in Dünkirchen sich bei
der Werbung von Auswanderern besondere Vorteile. anzueignen gewußt hat,
scheint sich durch die Berichte der Bürgermeister von Thalfang und
Rhaumn,aus deren Verwaltungsbezirke die meisten Personen ausgewandert
sind,zu bestätigen(47).
Auch im Kreise D 'a u n "haben sich vor etwa 2 Monaten 10-15 Familien
zur Übersiedlung nach Brasilien angemeldet.Die Leute sind zu Protkoll
vernommen worden,waren indessen von ihrem Vorhaben nicht abzubringen,
fest auf einen Vertrag bauend,den sie angeblich,so viel ich mich erinnere,
mit einem in Ingelheim wohnenden Unteragen4en des Hauses Delrue
abgeschlassen hatten,wonach ihnen freie Überfahrt zugesichert gewesen
sein sOll"(48).
Im Zuge der durch Agenten des Hauses Delrue veranlassten Werbung zur
AuswanC1~rung hatte die Bezirksregierung Trier am 30.11.1846 "sogleich
gegen ~~e der Verleitung besoAders Verdächtigen:
Sebast~an Franzen,Maurer in Kesten; Sebastian Auler zu Winte~ich;
47) Staatsarcliiv Koblenz,Abt.403,Nr.7184
48) ebda |
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Josef Schmitz aus Waldkönigen;Schwickerath,Buchbinder in Gillenfeld;
Johann Scholzen aus Salm; Mathias Scholzen aus Neroth und Heinrich
Lambert~ aus Wettelndorf das Erforderliche vera~las~t.U~dere desfallsigen
Schritte sind aber ohne Erfol~ gewesen, w e~~ samtllc~ vors~ehend
genannten Individuen ausg~wan~ert slnd"(49?In dlese~ Berlcht wl::d außerdem
der "vormalige Revlerforster Paul~ ln Morscheld sehr gravlert.
Noch mehr wird die Angabe ,dass Paul~ diesseitige Untertanen durch unbegründete
Versprechungen im Interesse des Hauses Delrue zur Auswanderung
verleitet h~be,d~rch die Aussage von Johann ?chefer und Nikolaus
Nauerz,beide von Wlnterlch,welche,durch Paul~ verleltet,ausgewandert
waren und nunmehr zurückgekehrt lkind,bestätigt".
Im Zusammenhang mit der Aktion Delrue wurde nach Mitteilung des Landgerichts
Koblenz vom 28.12.1846 der Schneider Friedrich Baltes aus
Graach wegen Verleitung diesseitiger Untertanen zu einer Gefängnisstrafe
von 6 Monaten verurteilt ,während der Ackerer Nikolaus Servatius
aus Landscheid,der lediglich in Briefwechsel mit dem Hause Delrue
stand,für schuldlos erklärt wurde.
Auf Grund der durch die Agenten verbreiteten Verträ~ des Hauses Delrue
verkaufen bereits während des Winters 1844/45 hunderte von Familienvätern
ihre Liegenschaften und bereiten sich zur Auswanderung nach Brasilien
vor.lm Frühjahr 1845 zogen die Auswanderungslustigen nach Dünkirchen,
und im April segelten die ersten von i~en in das Kaiserreich
jenseits des großen Wassers.ln den darauf folgenden Monaten verschickte
Delrue auf 13 Schiffen 2 097 Auswanderer nach Brasilien.Da sich unter
diesen auch viele Junggesellen befanden,so hatte er sein "Soll",nämlich
die Lieferung von 600 Arbeitern,bereits überschritten.
Staat nun seine Agenten über die veränderte Lage zu unterrichten,unternahm
er in dieser Richtung nicht das geringste ,und das ist die zweite
schwere Schuld,mit der belastet werden muß.Zu dem Zeitpunkt,in dem Delrue
in Dünkirchen erklärt,keine freie Uberfahrt mehr gewähren zu könne
befinden sich in der Hafenstadt rund 500 Auswanderungslustige,von denen
die meisten aus dem Trierer Raum stammten. Ihnen gesellen sich im Laufe
weniger Wochen weitere 300 zu.Alle diese Leute sind im Besitz ~on Schre ,
ben des Delrue,in denen weitere Transporte nach Brasilien angekündigt
werden,obwohl Delrue genau weiß,dass der Inhalt dieser Schreiben den
überholten Tatsachen nicht mehr entspricht. Und noch im März 1846 verschickt
er Werbebriefe mit der Behauptung,dass im kommenden Monat die
Transporte wieder aufgenommen werden.Nun aber sitzen im Juli 1846 rund
850 Auswanderer in Dünkirchen ohne Hoffnung,jemals nach Brasilien zu
gelangen,jedenfalls nicht unter der von Delrue zugesicherten freien
Bberfahrt nach jenem Lande.
Da die Auswanderer in jenen Jahren durchweg der ärmeren Klasse angehören,
und die wenigen Mittel durch die Reise und den langen Zwangsaufenthalt
in der Stadt aufgebraucht sind,geraten die Enttäuschten in eine
unvorstellbare Not.
Mit ihr beginnen sich die Zeitungen zu beschäftigen.Zunächst erscheint
im Journal de Dunkerque eine wenig schmeichelhafte Notiz,in der die
deutschen Auswanderer als Taugenichtse(de vauriens) bezeichnet werden,
"die man seit einiger Zeit an den Türen der Kirchen betteln sieht".
Gege~ eine solche Charakterisierung wendet sich umgehend ein Dünkirche
er Bur ger ,ein wahrer Menschenfreund,wie gleich zu sehen wird,indem er
,schreibt:"Ich versichere Ihnen,würden Sie die wahre Situation dieser
Unglücklichen kennen ,würden Sie sich eines solchen Ausdrucks nicht bedient
haben,sondern Sie würden sich vielmehr bemüht haben,zu deren Gunsten
die Sympathien derer ,die Ihre Zeitung lesen,zu gewinnen"(50).
Und dann bricht er eine weitere Lanze für unsere armen Landsleute:
"Ich we~ß,dass diese Leute bereits von einigen Personen dieser' Stadt
unterstutzt werden~aber ihre Not ist zu groß und ihre .. Zahl zu beträcht-
49) wie Fußnote 47
50) Journal de Dunkerque vom 10.Juli 1846. |
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lich,als dass diese Hilfe genügt.lch zweifle nicht daran,dass wenn die
wahre Lage dieser Unguüc~lichen allgemein bekannt wüxde,eine größere
Anzahl von Menschen ihnen ebenfalls Zeugnis ihrer Sympathie entgegen
bringen wüxden,die alle Menschen einigen sollte ,gleich welchem Lande
sie angehören". .
Am 17.Juli veröffentlicht Hohagen,so heißt der edle Menschenfreund,
einen Aufruf zur Unterstützung der Deutschen,in dem es u.a. heißt:
"Sie haben kein Brot mehr für ihre Frauen oder ihre armen Kinder, und
soeben habe ich gesehen,dass zwei von ihnen auf der Straße vor Erschöpfung
ohnmächtig wurden".Und bereits am folgenden Tag erscheint ein weiterer
Aufruf:" 127 deutsche Auswandererfamilien,die sich zur Zeit 'in
Dünkrichen aufhalten,sind in die schrecklicbffie Not geraten(la plus affreuse
misere).Man sieht sie in den Straßen und auf den öffentlichen
Anlagen umherirren,auf eine demütigende Art Almosen und Barmherzigkeit
erflehend.Man hat einige von ihnen gesehen,wie sie mit Straßenabfällen
ihren Hunger zu steillen suchten,der sie quält.Andre wurden halbtot vor
Erschöpfung in den Straßen gefunden"(51 ).
Einige Tage später wird das Ergebnis der bisher durchgeführten Sammlungen
veröffentlicht:651 francs und 130 kg Brot.Ferner hatten sich zwei
angesehene Ärzte ,namens Meneboo und Lefevre angeboten, "die Kranken dieser
armen Familien kostenlos zu behandeln. Ich danke Ihnen im eigenen
wie auch im Namen meiner Landsleute lt (52) schließt Hohagen seine Notiz.
Um der trotz Unterstützung immer größer werdenden Not unserer Landsleute
zu steuern wird am 8.August 1846 in Dünkirchen "par permission de M.le
Maire" ein Konzert gegeben,"donne au benefice des Allemands".
Und wieder wendet HOhagens~ghdie Öffentlichkeit:"In allen Briefen,die
mir gezeigt wurden,hat das Haus Delrue mit keinem Wort irgend welche
Änderungen der Transporte erwähnt,aber stets eine demnächstige Wiederholung
der Reisen angekündigt. Und die Agenten wurden nicht müde ,zu wiederholen:"
Verkauft,verkauft euer Hab und Gut(vendez,vendez vos biens).
Beeilt euch mit euren Vorbereitungen,sonst kommt ihr RU spät" 1
Jetzt,da man das Unglück so vieler Menschen erkennen kann,sie seit langem
verkauft haben oder gegenwärtig noch alles verkaufen,was sie besitzen
ums sich zur Abfahrt vorbereiten oder ungeduldig darauf warten,dass man
ihnen die Abfahrt des nächsten Schiffes mitteilt.Sie wollen und können
nicht mehr warten,denn die Mittel aus dem Verkauf ihrer Habe sind erschöpft.
Und in der TatoAlle Tage sehen wir neue Truppen dieser unglücklichen
Opfer hier ankommen,die das große Unguück in unserer Stadt nur
och v.ergrößerno
Mit einem lebhaften vergnügen habe ich in der Dunkerquoise vom 7-aour.
gelesen,dass die Verantwortlichen dieser Stadt dem Minister des Innern
eine Mitteilung haben zugehen }ssen,die darauf schließen läßt,dass man
dem Unglück bald ein Ende setzen wird"(53). Die Lage der Dünkirchener
wird sich zwar bald ändern,aber aus Not und Elend kommen sie nicht heraus.
Bevor wir diese Tragödie weiter verfolgen,sei erwähnt,dass die Veröffentlichangen
Hohagens dem Menschenverkäufer Delrue natürlich sehr
mißfallen,und mit jener Unverschämtheit,die solchen Menschen nun e~~~~ua~
eigen ist ,droht er Hogagen mit einem Prozeß.Dieser aber als Verteidiger
des Rechts und der Menschlichkeit läßt sich nicht einschüchtern.Und er
schreibt dem Redakteur des Jeurnal de Dünkerque folgenden Brief:
"Soeben erfahre ich ,dass das Handelshaus Delrue et Co gegen mich einen
Prozeß anstrengen will.Erlauben Sie ,mein Herr ,den ehrenwerten Bewohnern
di~ser Stadt auf dem Wege über Ihre Zeitung zu sagen,dass ich mit dem
großten Ungeduld diese Gelegenheit erwarte ,um mich noch weit ausfÜhrlicher
über diesen ~e enstand zu äußeren und vor den Au en der anzen
La Dunkerquoise vom
La Dunkerquoise vom 21.Juli· 1846,
Staatsarchiv Koblenz ,Abt .403 ,Nr .-7184. |
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Welt das unter Beweis stellen werde ,was ich behauptet habe."
Auch die Heimatpres,se be l'3chäftigt sich mit Delrue 1;lnd den MißstäI?-den
der in Dünkirchen liegenden Auswanderer(54):"Man w~rd es der Rhe~nund
Moselzeitung zum Verdienst rechnen,d~ss sie fr~eren Artikeln d~e
Umtriebe in-und ausländischer Seelenverkaufer enthullte.Noch ganz kürzlich
teilte sie mit ,wie kläglich es jenen Betörten in Dünkirchen ergeht,
die von den frechen gewinnsüchtigen Werbern für ein Spekulantenhaus Delrue
et Co nach Dünkirchen geschafft wurden. Die Leute schmachten heute'
noch im tiefsten Elend,werden auf die schnödeste Weise mißhandelt,und
von a l len ihnen gemachten Versprechungen hat man wenige oder gar keine
erfüllt" .
~ 1.August 1846 erläßt die Unte:-Prefektur von DünkircheI?- eine "avi~
aux emigrants",in der es u.a. he~ßt:"Das Haus Delrue et C~e hat erklart,
ass es keinem Auswanderer mehr die freie überfahrt nach Brasilien geähren
kÖnne.Jeder Auswanderer muß im Voraus an das genannte Haus seine
ransportkosten und die ~osten für seine Unterkunft und seinen Lebensnterhalt
wä~end seines Aufenthaltes in Dünkirchen bis zur Abfahrt aus
iesem Hafen selbst bezahlen.-
ngefähr 800 Auswanderer,die hier in das größte Unglück geraten sind,
achdem sie die Hoffnung,nach Brasilien zu gelangen,aufgegeben haben,
erden nach Afrika geschickt werden.Mais c'est une mesure toute d'urgence
est toute d'exception que le Gouvernement francais n'entend nullent
reproduire par aucun autre"(55) heißt es -wörtlich in der Anordnung.
,~ u~ere Landsleute,die so hoffnungsvoll ihre Heimat verlassen haben,werde
~~=c~,nach Monaten der größten Not und ~ntbehrungen,nach Algerien geacht.
Zu diesem Zweck stellte die französische Regierung 3 Kriegs~chiffe
Verfügung.
reits auf der Seereise von Dünkirchen nach Algerien .starben bereits
6 Teilnehmer,meist Frauen und Kinder,wohl an Unterernährung.Bei ihrer
~~.LUung in Gran zählte die Gruppe noch 834 Köpfe.Diese billigen Arbeitsäfte
wurden nun zur Kolonisation des Landes eingesetzt,wo sich damals
reits einige Hundert Trierer- befanden,die freiwillig nach dort ausgeJOJ..
LU",rt ware n.
Neuangekommenen gründeten zunächst d i e Dör!er Muley el Magug,das spä
er nach der Tochter des Marschalls Bugeaud(56) in St.L€onie umbenannt
de,sowie La Stidia.Dieser Marschall hatte die im Entsteheb~egriffene
iedlung La Stidia besichtigt.lhm verdanken'wir folgenden Bericht:
ch hatte angeordnet,dass die Familien vor ihren Baracken aufgestellt
den. Ich war vorweg der Meinung,dass die Familien,da man sie nach Brailien
hat te einschiffen wollen,schlecht zusamme~gesetzt und überdies
hst bejammernswert wären.Meine Annahme blieb noch hinter der Wirkl~~llit
zurück.
h kann das peinliche Gefühl nicht ausdrücken,das ich empfand,als ich
Unglücklichen sah. Unter den 467 Personen,die nach La Stidia gekommen
aren,gab es nur 84 Manner,und es waren meist Schwache und Kranke(57).
st alle sahen abgezehrt aus.lch habe den arabischen Chefs meiner Beitung
sofort auseinandergesetzt,dass die Familien,die sie da vor sech
ehen,arme Teufel aus Deutschland wären".
aber wissen,dass diese arme Teufel,die in La Stidia vor ihren Barakn
und einem hochmütigen General stehen,aus dem Trierer Land stammten,
dass die an Fleiß gewohnten,Arbeitsamkeit nicht scheuenden Unglückchen
die verhängnisvollen 'Fehler der zur Ansiedlungsarbeit untaugliche
lonisationsbehörden in Algerien auch durch den größten Fleiß nicht
aufholen konnten. Und so geraten die Unglücklichen abermals in das
ößte Elend
se ze
Staatsarchiv Koblenz,
Bugeaud hatte das Heer Abd el Kadrs,der den Kaiser von Marokko zum
.. insamen Kampf für den Islam gewonnen hatte ,1844 am Islyfluß,zerspre
ofur er "in napoleonischer Weise zum Herzog von ~ Isly ernannt ward".
) was nach der Leidenszeit der Armen wohl verständlich ist. |
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Am 15. Juli 184'7 wohnten in La Stidia '78 Männer,60 Frau~n und 300
Kinder insgesamt 438 Personen. Das Dorf bestand aus 68 Hausern,66 davon
be ~ ohnten die Umsiedler,während die beiden andern von Soldaten
bewohnt wurden, die sich mit Mädchen der Kolonisten verheiratet hatten.
Um sich überhaupt den Lebensunterhalt zu erwerben, rodeten sie ~achts
Holz in der Umgebung,machten davon Holzkohle und verkauften sie in de:r.'
Stadt Mostaganem.
Im gleichen Jahr veröffentlichte das Amtsblatt der Re gierung Trier(58)
die Namen von 54 Personen,d~e den Entbehrungen oder dem -ungewohnten
Klimax Algeriens erlegen waren. Auch der Kreis D a u n hatte einige
ehemalige Einwohner unter diesen Toten.Es stammten aus:
Gillenfeld: Franz Gottfried Schwickerath; Theodor,Jakob und Katharina
Willms;ferner Anna Maria Otten.
Neroth: Barbara, Elisabeth und Eva Scholzen.
Udersdorf: Magdalena Weiler.
Waldkönigen:Josef Schmitz.
Die übrigen Toten waren beheimatet in:Bombogen,Badem,Büdesheim,Föhren,
Gladbach,Hallschlag,Minheim,Minderlittgen,Ormont,Philippsweiler,Plein,
Reuth,Rittersdorf,Seffern,Spang,Trier-Stadt,Trittenheim,Wetteldorf,
Wintrich,Wittlich und schließlich Schillingen.
Diese Aufstellung beweist,dass die Brasilienfahrer aus DÜnkirchen,
nunmehr Kolonisten in Algerien,in der Hauptsache aus dem Trierer Raum
stammten.
Von den bei der Landung in Oran gezählten 834 Personen lebten genau
10 Jahre später-1856- nur noch 343,gewiß ein Zeichen für die schlechten
Lebensbedinglingen,denen die Kolonisten ausgesetzt waren,zugleich
aber auch ein Beweis für die bereits erwähnte Unfähigkeit französiweher
Kolonisationsbehörden und ihrer Methoden.
Erwähnen wir noch,dass die deutsche Sprache sich am längsten in LaStidia
gehalten hat,nämlich bis um die Jahrhundertwende.Nun aber wolle
wir uns jenen Auswanderern zuwenden,die in jenen Jahren-1845/46 tatsächlich
nach Brasilien gelangt sind.Hierüber berichtet der Oberpräsident
der Trierer Bezirksregierung u.a.:
"Bis gegen Ende des vergangenen Jahres(= 1845,d.V.) 'waren bereits
12 Schiffe mit zusammen 2 097 deutschen Auswanderern in Rio de Janeiro
angekommen.Sie haben in dessen Nähe auf der Serra d'estrella zur Ko
nie PETROPOLIS den Grund gelegt,woselbst etwa 1 500 Seelen wohnen.
Wenngleich mehrfache Klagen dieser letzteren laut werden,so läßt sich
doch das Schicksal der Kolonie jetzt noch nicht ausreichend beurteilen.
Die Auswanderer beklagen sich darüber,dass bei der Einschiffung
die Einzelnen einen -Betrag bis zu 40 und 60 francs je nach ihren Vermögensverhältnissen
hätten an das Haus Delrue zahlen müssen. obwohl
dasselbe nach dem geschlossenen Kontrakte außer den von der brasilianischen
Regierung zu zahlenden Transportkosten nichts weiter zu fordern
berechtigt wäre.
Mehrere von diesen Kolonisten-Familien,etwa 120 Individuen,wünschten
anstatt nach PETROPOLIS nach STILEOPOLDO,woselbst sie Verwandte haben,
~~ ge~en,u~d wandten sich deshalb mit der Bitte an den Kaiser ,gegen
kunft1ge Ruckerstattung der Transportkosten dahin gebracht zu werden.
Es wurde zwar ihnen dieses Gesuch bewilligt,jedoch ein Schiff zu ihre
Disposttion gestellt,welches nach dem Urteil Sachverständiger zu ihrem
Transport nicht geeignet war,
So geschah es denn,dass die Auwwanderer,welche im Juli v.Js. in Rio.
de Janeiro angekommen waren,bis _zum Dezember v.Js. noch nicht die Abre~
se von dort nach ST. LEOPOLDO hatten möglich machen können.ln e~~_QU .•
Depot einstweilen untergebracht,haben sie ohne Unterschied des Alters
a~ Zehrungskosten täglich ca 8 Sgr. pro Kopf zu entrichten,ohne dass
S1e Gele enheit hätten auch nur einen Teil dieser Kosten durc~ Arbeit
Amts att der Regierung •
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abzuve rdienen. Schon damals schuldete jede Familie der Regierung ca
400 bis 600 Taler,wozu noch die Kosten für die Reise bis nach San
Leopoldo kommen 'w·erden.Eine solche Schuldenlast der Regierung gegenüber
läßt all erdings besorgen,dass die Auswanderer fast lebensl anglich
in Abhängigkeit bleiben werden,indem sie bis zur völligen Tilgung
der ihnen gemachtn V~rschüsse nicht ~err ih~es Tuns .und Treibens
sind und sich nicht ungehlnqert bewegen konnen,wahrend Sle auf der
andern Seite mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen haben,um die
Erfüllung der ihnen gemachten Versprechungen zu erlangen.
In s olcher Lage sinkt der Kolonist häufig zum Tagelöhner herab,der
seine Dienste auf eine Reihe von Jahren verpfändet hat.Sein Los h a t
vor dem des Sclaven wenig voraus,denn auch seine persönliche Freiheit
i st mitverpfändet'.Bald findet er,dass auch der Arbeitslohn,dessen Höhe
ihn in Europa blendete ,nach den Verhältnissen Brasiliens nur mäßig ist
Er muß es schwer empfinden,dass man in Europa ihm nur gesagt hat,was
er in Brasilien verdienen kann,nicht,was er dort brauchen wird.Oft
kann d er Kolonist nicht einmal absehen,wann er imstande sein wird, den
Anfang der Abzahlung zu machen,da er die ihm zu erweisenden Ländereie.n
erst urbar machen muß.
In weiter Ferne liegt ihm aber die Zeit,wo er ganz frei sein wird und
in den vollen Genuß der ihm überwiesenen Ländereien treten wird,wenn
ihm überhaupt je diese Zei.t erscheint .Für die persönliche Wohlf'ahrt
des Auswanderers sind ~irgens genügende Garantien geboten"<59)
Speziell über den Einsatz der von Delrue geworbenen Auswanderer beschäftigt
sich folgender Bericht des Konsuls Theremin zu Rio de Janei
vom 29.7.1845.Es heißt da u.a.:
"Die von Delrue et Co. hierher gebrachten Auswanderer treffen aber dur
Zufall ein besseres Los als man erwarten durfte.Es wird in einer Entfernung
von 6 .Stunden von Rio de Janeiro Reine neue Kolonie unter dem
Namen"Petropolis" und unter den Allerhöchsten Auspizien Sr.Majestät
des Kaisers begründet,und die große Masse der von Dünkirchen kommenden
Kolonisten ist zu diesem Zweck von der Provinzial-Regierung übernommen
worden. Sie erhalten Ländereien auf Petropolis nach Verhältnis der Kopf
zahl der Familien und gegen Pachtzins von 5 000 Reis pro 1 500 Ruten,
der aber erst nach einer Frist von etlichen Jahren erhoben werden wird
und außerdem sollen sie mit Säillereien,mit einigem Vieh und mit den unentbehrlichsten
Ackergerätsc haften versehen werden(60).
Petropilis hat der Kaise r zu s Einer Sommer-Residenz gewählt;es wird da
selbst ein Palais gebaut ,und wenn der Ort wegen seiner Lage auf der
höchsten Gebirgskette in der Umgegend von Rio de Janeiro zur Zuckerund
Kaffeepflanzung sich durchaus nicht eignet,so gedeihen dort oben
aber europäipche Gemüse und Früchte;die noc~ bedeutende Verbesserungen
zu gegenwärtig habenden Kommunikationen sichern der Kolonie einen reic
. lichen und bequemen Absatz ihrer Erzeugnisse.Hoffentlich wird das Wort
des Majordomus S.M. ,welcher Petropolis zu einer Muster-Kolonie erheben.
will/je veux y farie une colonie mod~le/ in Erfüllung gehenl
Mir ward die Ehre zu Teil,auf besonderen Allerhöchstem Wunsch,der Musterung,
welche Sr.Majestät über . die ersten angekommenen Kolonisten abhielt,
als Dolmetsch~r beizuwohnen.Die Auswanderer bezeigten sich sehr
zufrieden mit der Behandlung,die ihnen zutei geworden war ,und sie vermochten
ihren Dank nicht genug auszudrücken,als nach geschehener Musterung
Sr.M. eine Summe von R(eis) 500 000 unter sie verteilen zu la
sen geruhte "(61 ).
Das Ministerium des Innern schickt am 30.10.1845 diesen Berictit der
Regierung Trier zu und bemerkt:" Es ergibt sich,dass im Allgelll~ inen
deutsche Kolonisten in Brasilien kein günstige$ Los zu erwartep' .. haben,
und dass nur ausnabmsXBIsweise sich den Auswanderern eine besse~e Aus-
Beric t vom .5. ,in Staatsarchiv ~blenz Abt.403,Nr. 7
Hier ist ein Schatten zu spüren von den oftmals erwähnten'4 Punkten
Staatsarchiv Koblenz,Abt.403,Nr.9371. .
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sicht eröffnet,die in der Kolonie Petropolis Aufnahme finden".
Als sicher dürfen wir annehmen,dass es einigen in jenen Jahren ausgewanderten
Landsleuten gelang,sich im Laufe der Jahre eine sichere und
ertragreiche Lebensgrundlage zu erarbeiten,sonst hätten sie nicht nahe
Verwandte gebeten,zu ihnen zu kommen.Hierzu folge~de Beispiele:
Mit Entlassungs-Urkunde vom 23.3.1864 begib t sich der Schmiede-und
Stellmacher-Lehrling Johann Stoffels aus Eieenach nach Rio grande do
Sul,"weil dr dort einen Oheim namens Johann Etteldorf habe ,welcher
kinderlos sei und wünsche ,dass er zu ihm komme"()62).
Der Elementarlehrer "Herr" Nikolaus Malburg,geb.am 25.1.1832 zu Schweic
wohnhaft in Welschbillig be gibt sich mit E.U.vom 25.8.1856 ebenfalls ,
n a ch Brasilien,weil er "seine dasigen Verwandten besuchen wolle ,um sicb
dort weiter auszubilden und später vielleicht sich eine bessere Existenz
sichern wolle"(63). Die Eltern des Schweicher Ackerers Markus
Konder erklären am 3.5.1872,"dass sie ihre Zustimmung zu der Auswanderung
ihres Sohnes erteilen müßten,da derselbe bei ihrem in Isajaky
in Brasilien wohnenden,in sehr guten Verhältnissen lebenden Vetter,
de m Kaufmann Nikolaus Malburg,eine sehr gute Aufnahme finde ,und sie
völl ig überzeugt seien,dass dieser demselben ein weit besseres Fortkommen
dort verschaffen werde ,als sie dies hier im Stande seien"( 64 ).
Die Dienstmagd Margaretha Becker,geb.7. 8 .1832 zu Orenhofen,wohnhaft
in Ralingen,siedelt 1.858 nach Rio de Janeiro über und erklärt: "Gelder
habe sie zu dieser Reise nicht nötig,weil sie per Dampfboot zu Trier
frei abgenommen,respo nach Brasilien befördert würde"(65),mit andern
Worten: Ein in Brasilien lebender Angehöriger-vielleicht auch Bräutigam-
hatte ihr einen Freifahrtschein geschickt.
Der Ackerer Philipp Conrad,geb.17.8.1809 zu Bettendorf,seine Frau
Christina Stra,sser,geb.24.5.1721 zu Daun,und 2 in We~hbillig geborene
Kinder lassen sich 1858 in Santa Catharina nieder.Der Vater gibt als
Auswanderungsgrund an,"dass ihm dortselbst bei dort ansässigen Verwandten
in den Staatskolonien bei seinem beschränkten Vermögen eine
bessere Zukunft bevorstehe"(66).
Und zum Schluß noch ein Beispiel aus dem Kreis Wittlich:Der Ackerer
Peter ~osef Sausen aus Bengel,der 1858 mit Frau und 3 Kindern die große
Reise antritt,gibt zu Protokoll:"Er werde sich als Landwirt ernähren
und dabei ein reichlieaes Auskommen für sich und seine Familie finden,
wie ihm dies von seiner bereits dort wohnenden Tochter sowie seinen
sonstigen dorthin übergesiedelten Verwandten brieflich versichert worden
sei"(67).
Im Ja~e 1847 bereits war die Brasilienauswanderung zur Bedeutungsloslgkelt
herabgesunken.ln diesem Jahr wandern aus 4 112 Personen.Davoh
lassen sich nieder in: Nord-Amerika 3 196, in Brasilien 52 ~i~n~~~~~~1
535 Personen,die übrigen verteilen sich auf andre deutsche'
päische Länder,so vor allem auf Luxemburg und Frahkreich. ~
62) Die Amerika-Auswanderung aus dem Kreis Trier-Land,II,Nr.1109.
63) ebda II,Nr.1153
64) ebda mI,Nr. 776, Markus Konder,"der dem Staate Santa Catharina
einen Präsidenten und der Republik Brasilien einen Minister schenkte",
hat jedenfalls sein Glück in der neuen Heimat gefunden.
65) ebda II,Nr.1148,
66) ebda II,Nr.1166,
67) Die Amerika-Auswanderung aus dem Kreis Wittlich,II,Nr.15o.
Weitere Beispiele fXden sich in den bisher bearbeiteten sieben Kreisbändentdie
zu Auszügen solcher Art geradezu herausfordern. |
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